07.03.2023

Glaumkomtag: Vorsorgeuntersuchung wäre notwendig

Für eine Vorsorgeuntersuchung zur frühzeitigen Erkennung von Glaukomen sprach sich ÖOG-Präsidentin Primaria Dr. Katharina Krepler bei einer Pressekonferenz zum Internationalen Glaukomtag aus. Das Glaukom ist eine chronische, unheilbare Erkrankung des Sehnervs und weltweit und auch in Österreich die zweithäufigste Erblindungsursache. Sie verläuft schmerzlos und lange Zeit auch ohne andere merkbare Symptome. So bleibt sie immer noch viel zu oft zu lange unbemerkt. Das Glaukom ist auch deshalb gefährlich, "da es schmerzfrei, langsam und unbemerkt zu einer irreversiblen Sehverschlechterung bis zur Erblindung führen kann", erklärte die Primaria an der Augenabteilung Klinik Landstraße und Klinik Donaustadt. Rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt, kann die Erkrankung dagegen meist zum Stillstand gebracht werden. Information und Früherkennung ist beim Glaukom daher das Um und Auf. "Wir empfehlen allen Personen ab dem 40. Lebensjahr regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei Augenärztin oder Augenarzt durchführen zu lassen", betonte Krepler. "Die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken, verdoppelt sich ab dem fünfzigsten Lebensjahr mit jedem Lebensjahrzehnt. Daher haben wir auch einen Vorschlag an die Gesundheitsverwaltung: Ähnlich wie bei der Mammographie könnte eine schriftliche Erinnerung an die Vorsorgeuntersuchung einen positiven Effekt auf die Früherkennung haben."

In Österreich gibt es rund 90.000 an einem Glaukom Erkrankte, davon sind 35.000 bereits sehbehindert. Weitere rund 50.000 Menschen sind erkrankt, wissen aber noch nichts davon. Glaukomexperte OA Dr. Hommer warnt: "Es wird oft unterschätzt, welche Auswirkungen ein fortgeschrittenes Glaukom beziehungsweise eine Erblindung als Folge der Erkrankung auf das Leben der Betroffenen und das ihrer Angehörigen hat. Da die Patientinnen und Patienten meistens bereits ein höheres Alter haben, wenn sie vom Glaukom stark beeinträchtigt werden, lernen sie kaum noch allein mit ihrer Behinderung zurechtzukommen. Die Sturzgefahr steigt enorm, alltägliche Dinge wie Einkauf und Haushalt können nicht mehr ohne fremde Hilfe bewältigt werden. Die Betroffenen brauchen eine Rundumbetreuung."

Für die Behandlung des Glaukoms stehen heute Augentropfen, Laser und unterschiedliche Operationstechniken zur Verfügung. Der gemeinsame Faktor aller Behandlungen ist, dass sie den Augendruck senken und damit den wichtigsten Risikofaktor des Glaukoms behandeln. Univ.-Prof. Dr. Clemens Vass, Leiter der Glaukomambulanz der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie, AKH Wien führt aus: "In Abhängigkeit von ursprünglichem Augendruckniveau, Krankheitsstadium, Alter oder eventueller Verschlechterung der Ausfälle, wird ein individueller Augen-Zieldruck festgelegt. Dies ist jener Augendruck, der niedrig genug ist, um eine weitere fortwährende Schädigung des Sehnervs zu verhindern. Wenn dieser Zieldruck nicht mit Medikamenten und/oder Laserbehandlung erreichbar ist, stehen verschiedene chirurgische Verfahren als Alternative zur Verfügung."

Die häufigste Operationsmethode und Goldstandard für Glaukom-OPs ist die sogenannte Trabekulektomie. Bei diesem chirurgischen Verfahren schneidet der:die Chirurg:in ein kleines Fragment des verstopften Trabekelfilters heraus, um den Abfluss des Kammerwassers zu erleichtern und dadurch den Augeninnendruck zu senken.

Relativ neue - und für Patient:innen schonende und weniger belastende - Operationsmethoden sind die MIGS (micro invasive glaucoma-surgery), also minimalinvasive chirurgische Methoden, bei denen oft miniaturisierte Drainageimplantate eingesetzt werden. Die damit erreichte Drucksenkung ist meist nicht so stark wie bei der Trabekulektomie. Der Vorteil ist die typischerweise raschere Rehabilitation, wobei diese Behandlung nicht für jede Glaukompatientin bzw. jeden Glaukompatienten geeignet ist.

Alle Methoden der Glaukomoperation haben eines gemeinsam: Der geschaffene Abflussweg kann nach einiger Zeit auch wieder vernarben, womit der Augendruck erneut ansteigt. Der:die Patient:in wird nicht von seinem Glaukom geheilt, sie:er muss also weiterhin - lebenslang - in regelmäßiger Betreuung durch Augenärztin oder Augenarzt bleiben.

Hommer ergänzt: "Für viele ist aber die Lokaltherapie in Form von Tropfen die beste Lösung und die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten ist mit so einer Tropfentherapie ein Leben lang ausreichend gut eingestellt. Eine der größten Herausforderungen dabei ist die lokale Verträglichkeit, das heißt, dass Reizungen am und um das Auge herum auftreten können. Die lokale Verträglichkeit kann einerseits durch den Wirkstoff selbst, andererseits aber vor allem durch die enthaltenen Konservierungsmittel beeinträchtigt sein. Einer der wesentlichsten Fortschritte der letzten Jahre war daher die Einführung konservierungsmittelfreier Augentropfen."

Fotos: fotodienst | Andrea Rauchenberger


 

 

 

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