03.01.2025 | Myopie, Veranstaltungen

3. Österreichischer MYOPIEKONGRESS

Am Samstag, den 8. Juni 2024 fand der Österreichische Myopiekongress zum insgesamt dritten Mal in der Wiener Urania statt. Über 120 Besucher:innen besuchten elf jeweils zwanzigminütige Vorträge zu den aktuellen Lösungen für ein effektives Myopiemanagement.


Neben der aktuellen Studienlage zu Brillengläsern und Kontaktlinsen zum Management einer fortschreitenden Myopie, wurden auch die umfassenden Möglichkeiten der Instrumente zur Evaluierung der axialen Augenbaulänge präsentiert. Für die Prognose der Myopieprogression werden die KI-Berechnungen immer präziser und bieten für das Fachpersonal eine immense Unterstützung in der Beratung ihrer Patient:innen. Zudem wurden gänzlich neue Ansätze – wie etwa der Einsatz von Lichteinwirkung – am Myopiekongress vorgestellt.

Die Vorträge

„Myopie Management sollte der Standard bei der Versorgung von kurzsichtigen Kindern sein“, erklärte Dipl.-Ing. Anna Stock, Myopia Management Consultant von ­CooperVision. Sie präsentierte am Kongress, dass Kinder, die ihre Kontaktlinsen tragen eine bessere Selbstwahrnehmung hinsichtlich ihres Aussehens, der sportlichen Leistungsfähigkeit und der Integration im Freundeskreis haben. Außerdem zeigte sie eine Zusammenfassung der Ergebnisse der klinischen 7-Jahres-Studie der MiSight 1 day Einmalkontaktlinsen, ­deren Wirksamkeit ein Fallbeispiel verdeutlichte. Augenoptikermeister Ing. Marcell Djalili, Professional Affairs Manager Myopie für HOYA Österreich betonte vorweg, dass Wissen Vertrauen schafft“ Er zeigte auf, dass es viele verfügbare Studien zum MiYOSMART Brillenglas gibt und die langjährigste Beobachtung bereits über sechs Jahre läuft. „MiYOSMART war das erste Brillenglas zur Myopiekontrolle am europäischen Markt“, erinnerte Djalili. Bei einer Kombinationstherapie von MiYOSMART Brillengläsern mit Atropin wurde empfohlen die phototrope Variation anzubieten, um möglicherweise entstehende Blendungen zu vermeiden. „Chameleon ist auch allgemein als das Glas der Wahl zu empfehlen“, so Djalili.

Gudrun Westenberger, Augenoptikermeisterin und Fachtrainerin bei Essilor, präsentierte die neuesten Entwicklungen einer seit über fünf Jahren laufenden Studie. Die Studie zeigte, dass Essilor Stellest Brillengläser auch über die lange Zeitdauer wirksam bleiben und auch bei späterem Einstieg gute Erfolge liefern. In einer weiteren Studie konnte bewiesen werden, dass sich kein Reboundeffekt der reduzierten Myopie-Progression beim Umstieg von Essilor Stellest Brillengläsern zurück zu Einstärkengläsern einstellt. „Besonders wichtig ist die korrekte Anpassung der Stellest Brillengläser. Ein möglichst geringer HSA und eine geringe Vorneigung der Brille sind von Vorteil“, empfahl Westenberger.

Effektives Myopie-Management

SwissLens bietet Kontaktlinsen für ein effektives Myopie-Management bereits seit über 14 Jahren an. „Wir berücksichtigen bei der Herstellung unserer Kontaktlinsen die individuelle Pupillengröße des jeweiligen Kindes“, erklärte Dipl.-Ing. Stefanie Karatas von SwissLens. „Dadurch wirkt der hyperope Defokus optimal ohne unnötige Halos“, so Karatas. Das CE zertifizierte Relax-Design kann zum Myopie-Management in alle Kontaktlinsen-Variationen integriert werden. Stefan Meier, Product & Key Account Consultant bei Rodenstock, berichtete über eine fünfjährige Studie, an der 94 europäische Kinder mit progressiver Myopie im Alter von 7 bis 14 Jahren teilnahmen, welche mit dem MYCON Brillenglas versorgt wurden. Die Effektivität des progressiven Designs in der temporalen und nasalen Peripherie wurde durch diese Wirksamkeitsstudie belegt. „Ungeachtet des Erfolgs von speziellen Kontaktlinsen und Brillengläsern, sollte man die Eltern im Rahmen des Myopiemanagements zu einer Verhaltensänderung ihrer Kinder zugunsten der Outdoorzeit sensibilisieren“, riet Meier. Die C.A.R.E. Technologie von ZEISS nutzt cylindrische, annulare, refraktive ­Elemente für einen simultanen peripheren, myopen Defokus. Prof. Judith Ungewiß, ­tätig bei der Carl Zeiss Vision International GmbH und an der Hochschule Aalen, berichtete über 12-Monats-Daten mit asiatischen Kindern und über 6-Monats-Daten einer zweijährigen prospektiven, multizentrischen Studie mit kaukasischen Kindern. Alle Kinder wurden mit Brillengläsern der C.A.R.E. Technologie versorgt und die Wirksamkeit in der Verlangsamung der Myopie-Progression konnte dabei bestätigt werden.

Neue Geräte

Das multifunktionale Gerät Topcon MYAH vermisst die Augenbaulänge und kann zudem auch die Hornhauttopographie erfassen. Weiters bietet das Gerät ein Dry-Eye-Managment an. Thomas Schmitzer, Sales Director Austria von Mediconsult, zeigte die umfassenden Analysefunktionen des Instruments – insbesondere hinsichtlich der Wachstumskurven und Entwicklungen der Augenbaulänge. Das Gerät umfasst unter anderem auch eine Pupillometrie, was bei der Größenwahl der optischen Zone bei der Anpassung von Kontaktlinsen mit peripherem Defokus hilfreich ist. „Ein zielführendes Myopiemanagement stellt eine Intervention das, die über eine Verordnung von Kontaktlinsen oder Brillengläsern hinausgeht“, betonte Marcel Zischler, der das System Menicon Bloom vorstellte. „Myopiemanagment umfasst unter anderem ein Coaching der Eltern und Kinder, welches über den Verkauf der Produkte hinaus reicht“, so Zischler. Das System Bloom umfasst eine Online-Berechnungs- und Bestellfunktion, genau definierte Abläufe mittels einer speziellen Software und beinhaltet zudem eine App zur Kommunikation mit den Kontaktlinsen-Trägern. „Die Achslänge ist die Distanz zwischen der Horhautvorderfläche und dem Interferenzmaximum der Retina, dem Pigmentepithel“ erklärte David Kern, Master of Science in Ophthalmic Optics and Psychophysics. Dazu bietet der Myopia Master von Oculus – in Österreich von der Neumed AG vertrieben – eine Reproduzierbarkeit der Messung im Bereich von nur 0,02 mm. Erwähnenswert ist auch, dass die Messungen durch Ortho-K Kontaktlinsen oder vorhergehender, refraktiver Chirurgie in ihrer Genauigkeit kaum beeinflusst werden und eine etwaige Akkommodation vom Gerät erkannt wird.

Die Zukunft

BILOSA bietet neben verschiedenen Kontaktlinsen-Typen, die zum Myopie-Management geeignete sind, auch dazu unterstützende Geräte und Pflegemittel an. BILOSA Anpassberater Florian Narnhofer zeigte, dass neben den bekannten Interventionen, auch neue Ansätze zur Kontrolle der Myopie auf den Markt kommen werden. So präsentierte er eine Vielzahl von Studien, welche die Anwendung von rotem Licht zur Minderung der Myopie-Progression untersuchen. Wiewohl BILOSA Kontaktlinsen (und solche Instrumente derzeit nicht) vertreibt, bot Narnhofer Ausblicke zu möglichen Entwicklungen. Optometrist Stefan Kästner, Inhaber von Braun Classics, berichtete über Trends, die sich bei der Auswahl moderner Brillengläser und dazu geeigneter Fassungen abzeichnen, damit die Brillenparameter für das Auge optimiert werden können. „Bei einer höhergradigen Myopie ist es besonders wichtig, eine Fassung mit einem breiten Nasensteg, einem kleinen Glas und einer weiten Backe anzuwenden“, empfiehlt Kästner. Durch Verminderung von Streulicht am Brillenglasrand kann die Ästhetik zudem deutlich verbessert werden. Weiters stellte Kästner ein innovatives, facettenfärbendes Tool zur Verringerung der Randreflexionen bei Minusgläsern vor. Nach den elf Fachvorträgen bot die Terrasse der Wiener Urania einen entspannten Rahmen zum Austausch und für den kulinarischen Ausklang der spannenden Veranstaltung.

 


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