Wie geht es Ihnen am Ende Ihrer zweijährigen ESCRS-Präsidentschaft?
Danke gut. Ich gebe zu, diese 2 letzten Jahr waren recht intensiv, weil wir in der ESCRS viele neue Projekte umgesetzt und auch initiiert haben.
Der Kongress in Wien war der erfolgreichste der bisherigen 41 ESCRS-Kongresse, warum?
Das wissen wir auch nicht. Wir hatten Rekordzahlen, was die Delegierten betraf, aber es war ein richtiger „Buzz“ am Kongress, das hat man überall gemerkt. Ich glaube, es war eine Mischung aus post-COVID, dem übersichtlichen Kongresszentrum Messe Wien und Wien als attraktive Stadt selbst. Einige neue Formate am Kongress wie z. B. die Arena kamen sehr gut an und zu guter Letzt hatten wir auch besonderes Glück mit dem herrlichen Wetter. Mich haben zahlreiche Mitglieder, die seit Jahrzehnten zur ESCRS kommen, darauf angesprochen, dass es für sie die bisher beste ESCRS überhaupt war. Vielleicht waren sie aber auch nur höflich.
Was einem auf dem Kongress ins Auge gesprungen ist, war der Versuch ihn so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Können Sie mehr dazu sagen?
Zuerst die gute Nachricht – die ESCRS in Wien war CO₂-neutral. Wir hatten eine externe Firma, die die Nachhaltigkeit des Kongresses genau analysiert hat, von Verpackungsmaterialien bis hin zur Mülltrennung. Die Strategie habe ich „ESCRS Mission Zero“ genannt. Bei diesem internationalen Kongress macht die Anreise – meistens per Flugzeug – etwas mehr als 94 % des gesamten Carbon-Footprints aus. Das lässt sich nur durch offsetting „neutralisieren“. Wir haben das über mehrere gut auditierte NGOs, welche vor allem in Afrika tätig sind, getan. Beispielsweise das Einsetzen von Wasserfiltern in Kenia – sodass weniger Wasser abgekocht werden muss – was wiederum den Kohleverbrauch reduziert. Oder Fotovoltaik-Panele, welche Dieselgeneratoren ersetzen. Weiters wurden wieder unsere ESCRS-Wasserflaschen verteilt, welche viele auch unter dem Jahr ständig verwenden. Damit konnten wir Plastikflaschen vom Kongress verbannen. Auch war dieses Jahr der Kongress großteils fleischlos – dafür habe ich bereits letztes Jahr auch einiges an Kritik einstecken müssen – aber damit kann ich leben.
Der Kongress war der weltweit größte Augenkongress was die Anwesenheit von Ärzt:innen betrifft. Wie wird sich der Kongress weiterentwickeln?
Wir hatten letztes und dieses Jahr mehr Ärzt:innen am Kongress als die American Academy, obwohl diese alle Bereich der Augenheilkunde abdeckt. Das war schon eine positive Überraschung. Das Ziel ist, mit neuen Formaten, an denen wir gerade arbeiten, den Kongressbesuch noch interaktiver zu machen. Auch wollen wir Teilnehmer noch mehr zusammen bringen. Wir planen zum Beispiel World Cafes zu aktuellen Fragestellungen, oder auch Escaperooms mit ophthalmologischen Rätseln.
Der ESCRS-Ball in der Hofburg hat viel Aufsehen erregt. War es so wie Sie sich das vorgestellt hatten?
Es war eine echte Ballnacht. Was mir persönlich noch besser gefallen hat, im Vergleich zu einem klassischen Wiener Ball war, dass man so viele Teilnehmer gut kannte – es war eigentlich wie eine sehr große Privat-Party für viele von uns. Anfangs war er kleiner geplant, dann waren 1800 Gäste am Ball, und wir benötigten den Großteil des 1. Stocks. Vor allem die internationalen Gäste waren richtiggehend hingerissen. Wien hat sich hier von seiner besten Seite gezeigt.
Mit Ende des Jahres übergeben Sie die Präsidentschaft und ziehen sich dann aus der ESCRS zurück?
Ich übergebe an Filomena Ribeiro aus Portugal. Sie verfolgt die gleichen Ziele wie ich, aber hat noch mehr Fokus auf „Inclusivity“ und will vor allem auch die Rolle der Frauen in der Society und am Kongress stärken, was mir nur teilweise gelungen ist. Sie wird das sehr gut machen. Ein Jahr lang bin ich als Past President noch im Executive Board und für zwei Jahre auch Chair des Education Committees, wo wir gerade einige neue Ziele stecken. Lassen wir uns überraschen! ◗
Vielen Dank fürs Interview!