Im Jahr 2014 starteten wir mit 70 Besuchern und dreizehn Unterstützern aus der Industrie in der Kuffner Sternwarte. Die Veranstaltung ist in den vergangenen neun Jahren langsam, aber kontinuierlich gewachsen und mit über 330 Teilnehmern und 45 Industrie-Ausstellern nunmehr die bedeutendste und größte Veranstaltung der Branche in Österreich“, berichtet OHI-Geschäftsführer Harald Belyus stolz. Sechs Fortbildungsvorträge für Augenoptiker:innen und Hörakustiker:innen und eine anschließende Branchenparty mit dem bekannten Radio-DJ Martin Domkar kennzeichneten den Tag. Im Rahmen der Veranstaltung erfolgte auch zum dritten Mal die feierliche Verleihung der European Qualification in Optics für die Absolvent:innen der OHI.
Netzwerken innerhalb der Branche
Ein wichtiger Aspekt des OHI UPDATEs ist das Netzwerken mit Kolleg:innen und Firmenvertreter:innen der Branche. Heuer freuten sich die Veranstalter der Fortbildung unter anderem besonders über den Besuch von Beate Gromke, EUHA-Präsidentin und Cathleen Kabashi, Leiterin der opti München. „Mit den sechs begleitenden produktneutralen wissenschaftlichen Fortbildungsvorträgen hat das Format an großer Beliebtheit gewonnen. Der Samstag bietet einen angenehmen Mix an der Vermittlung von Wissen, einen Überblick an Produktinnovationen und neuen Brillenkollektionen in einem angenehmen Umfeld für Gespräche und einen Austausch innerhalb der Branche“, erklärt OHI-Geschäftsführer Walter Gutstein.
Die Augenoptik Vorträge
Beate Göpel, Präsidentin der IVBS (Internationale Vereinigung für Binokulares Sehen) ging in ihrem Vortrag darauf ein, warum prismatische Korrektionen überhaupt notwendig sind und wie eine solche Korrektion bestmöglich durchgeführt wird. Göpel berichtete zudem, dass am häufigsten eine Esophorie zu korrigieren ist. Ebenso werden meist prismatische Werte unter 5cm/m verordnet. Durch das Tragen einer prismatischen Korrektur können Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen, Migräne oder trockene Augen bei Patient:innen oftmals gelindert werden. Die Vortragende betonte zudem, dass im Sinne einer Steigerung der Lebensqualität die Binokularprüfung zur vollständigen Refraktion immer dazu gehört: „Es ist sehr befriedigend, wenn man Personen, die aufgrund einer unterlassenen binokularen Versorgung eine große psychische Belastung erfahren haben, letztendlich mit einer binokularen Korrektion helfen kann”. Für die Durchführung einer binokularen Messung empfahl Göpel die aktuellen „IVBS-Richtlinien zur Durchführung der MKH” zu nutzen. Diese sind bei der Geschäftsstelle der IVBS in Printform oder online auf deren Homepage abrufbar. In dieser Anleitung werden bewährte Regeln für die binokulare Korrektion erklärt.
Katharina Raschke leitete ihren Vortrag mit den Worten ein, dass es keinen „typischen Presbyopen“ gibt. Und somit gibt es auch keine universelle Kontaktlinse zur Korrektur einer Presbyopie. Letztendlich sind immer verschiedenste Veränderungen am alternden Auge zu beobachten. Angefangen vom Tränenfilm bis hin zur Augenlinse. Alle Faktoren müssen in eine adäquate Kontaktlinsen-Anpassung miteinfließen. Raschke erklärte den Unterschied bei der Akkommodation, abhängig davon, ob die Person hyperop, myop oder emmetrop ist. Anschaulich zeigte sie in ihrem Vortrag verschiedene gängige Systeme der Presbyopiekorrektur mit Kontaktlinsen und deren unterschiedlichen Stärken. So erklärte sie dem Publikum in welchem Zusammenhang bei simultanen Systemen die Abbildung in Abhängigkeit von der Addition, der Pupillengröße und die Auswahl der zentralen Optikzone bei nah- oder fernzentrierten Kontaktlinsen beeinflusst wird. Raschke empfahl vor der Anpassung einen systematisierten Fragebogen zu verwenden: „Das Übersehen von wichtigen Details bei der Anamnese wird meist ganz schön unterschätzt”. Sind die ersten Kontaktlinsen einmal am Auge, dann ist unbedingt auf eine realistische Erfolgskontrolle zu achten. Für eine angenehmere Eingewöhnung empfiehlt Raschke den Neukunden – je nachdem, ob es sich dabei um fern- oder nahzentrierte Systeme handelt – entweder eine Sonnenbrille mitzugeben oder für ausreichend Licht zu sorgen.
Michael Bärtschi, PhD hielt einen Vortrag über Künstliche Intelligenz (KI) in der optometrischen Praxis. Künstliche Intelligenz wird an der Basis mit Daten gefüttert und erstellt somit kein neues Wissen. Bei der durch KI unterstützten Telemedizin kann damit auch nur das festgestellt werden, was vorher oft eingegeben wurde. Krankhaftes kann somit sehr wohl auch vom System übersehen werden. „KI kann jedoch sehr gut objektiv klassifizieren“, merkte Bärtschi an. In optischen Messsystemen wird sehr häufig die Ampelfarbe grün, gelb und rot verwendet, was die Häufigkeit eines gewissen Messwertes widerspiegelt – jedoch nicht, ob etwas gesund oder krank ist. „Die Auswertungen und Vermessungen mit der KI sind präziser und reproduzierbarer, aber Artefakte und Fehlzuordnungen verfälschen das Resultat”, gab Bärtschi zu bedenken. Mit Fallbeispielen zeigte er, wo das System der KI etwas als auffällig darstellte, was jedoch unbedenklich war. Und andererseits sind Fälle bekannt, wo ein Algorithmus das Bild als unauffällig einstufte, obwohl sich die Beurteilung als krankhaft herausstellen musste. Letztlich muss der Anwender einer KI die Verantwortung übernehmen und auch das Wissen für die Interpretation der Daten und Befunde sein Eigen nennen. Ist das Wissen nicht vorhanden, so sollte man sich nicht gänzlich auf die Einschätzung der KI verlassen. Fehlendes Wissen ist laut dem Vortragenden keine Legitimation, um Verantwortung an die Technik abzugeben.◗